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Bodengutachten

Ein Baugrundgutachten dient vielen Beteiligten eines Bauvorhabens als Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit. Nachfolgend nenne ich Ihnen einige Beispiele, wer von einem hochwertigen Baugrundgutachten profitiert:

– Der Statiker benötigt die Bodenkennwerte für die Berechnung der Bodenplatte oder der Streifenfundamente.

– Der Kellerbauer schaut genau auf das Kapitel mit den Angaben über das Grundwasser und die daraus sich ergebende Lastfalleinschätzung.

– Der Architekt prüft anhand des Baugrundgutachtens die Machbarkeit seiner Entwürfe.

– Der Erdbauer ist über den Aufbau und Zusammensetzung des Untergrundes genauesten informiert und kann nun zum Lösen des Erdreiches den richtigen Bagger einsetzen.

Damit diese Anforderungen erfüllt werden, zeichnet sich ein hochwertiges Baugrundgutachten für ein Wohnhaus durch folgende 14 Qualitätsmerkmale aus:

  1. Qualitätsmerkmal: Allgemeine Angaben zum Bauvorhaben
    Dieses Eingangskapitel bildet sozugagen die Ouvertüre des Baugrundgutachtens. Als erstes beschreibe ich den Anlaß für das Gutachten.
    Kurz gesagt: Wer baut was für wen.
    Das Bauvorhaben wird durch die Gebäudeart, die Geschossanzahl, den Ausbau eines Keller oder einer Bodenplatte kurz beschrieben. In einer Geländebeschreibung gehe ich auf die Lage, Nutzung und den Bestand ein.
    Ein Bild von dem Baugrundstück dokumentiert zudem noch diese gemachten Angaben.
  2. Qualitätmerkmal: Beschreibung der Durchführung
    Hier lesen Sie, welche Art von Bohrungen wann gemacht wurden. Dabei werden ebenso die Anzahl sowie die Tiefe der Bohrungen angegeben und die eingemessenen sowie nivellierten Ansatzpunkte angegeben.
    In einem Lageplan wird dies zeichnerisch dargestellt. In einer weiteren Darstellung finden sich dann die Bohrungen als Profil dargestellt. Die Grundlage der grafischen Darstellung der Bohrprofile bilden die DIN 4022 bzw. EN ISO 14688/14689.
  3. Qualitätsmerkmal: Ausführliche Beschreibung des Baugrundes
    In diesem zentralen Kapitel werden sehr ausführlich die vorgefundenen Untergrundverhältnisse beschrieben. Die Grundinformation bilden die Bohrprofile. Die Schichten werden in ihrer Tiefe und Mächtigkeit identifiziert.
    Auch Angaben zur vorgefundenen Steifigkeit, Lagerungsdichte, Bodenklasse sowie eine Zuordnung zur Frostempfindlichkeitsklasse finden Eingang in die Beschreibung des Baugrundes.
  4. Qualitätsmerkmal: Angaben zum Grundwasser und die Auswirkung auf das Bauwerk
    Dieses Kapitel interessiert besonders den Kellerbauer. Die bei den Bohrungen gemachten Beobachtungen über das Vorhandensein von Grundwasser sowie die bei den zuständigen Behörden angefragten Angaben zu den Wasserverhältnissen sind für die Ausführung des Kellers von entscheidender Bedeutung.
    In einer konkreten Lastfallabschätzung erfährt der Kellerbauer, wie er das Bauwerk abdichten muß.
    Die Grundlagen für den Lastfall und die Abdichtung erdberührter Bauteile bilden die DIN 18195 sowie die WU-Richtlinie.
  5. Qualitätsmerkmal: Darstellung der bodenmechanischen Kennwerte
    Verschiedene Regelwerke dienen zur Beschreibung der geotechnischen und bodenmechanischen Eigenschaften der Böden.
    So erfolgt die Ansprache der Böden nach DIN 18196 und die der Bodenklassen nach DIN 18300.
    Die Klassifikation der Frostempfindlichkeit der Bodenart wird nach ZTVE-STB-09 vorgenommen.
    Und Angaben der Bodenkenngrößen werden nach DIN 1055 Teil 2 vorgenommen. In tabellarischer Form werden den einzelnen Schichten die Wichte, der Reibungswinkel, die Kohäsion sowie das Steifemodul zugeordnet.
  6. Qualitätsmerkmal: Einordnen des Baugeländes in die Erdbebenzone
    Zur Beschreibung der seismischen Einwirkung auf den Hochbau wird die DIN 4149:2005-4 herangezogen. Darin ist auch eine Erdbebenzonenkarte enthalten, die für die Einordnung des Baugeländes in die Erdbebenzone maßgeblich ist.
  7. Qualitätsmerkmal: Vorschläge zur Gründung
    Die Gründung ist als eine konstruktive und statische Ausbilung des Übergangs vom Bauwerk zum Boden anzusehen. Das wichtigste Element einer Gründung ist das Fundament. Und genau dies ist das Objekt dieser Betrachtung.
    Der Planer gibt im Vorfeld an, wie hoch die Bauwerklasten sind und diese in den Untergrund abgetragen werden sollen.
    Meist geschieht dies über Einzelfundamente oder eine tragende Bodenplatte. Für diese Ausführungen liefern die Bodenkennwerte die entscheidenden Informationen. Sie gehen ein in die Bemessung des Sohlwiderstandes und den aufnehmbaren Sohldruck. Daraus lässt sich das Bettungsmodul ableiten.
    Mit dieser Systemgröße wird – vereinfacht ausgedrückt – die Nachgiebigkeit des Baugrundes beschrieben. Damit können auch Setzungen berechnet werden.
    Bei einem hochwertigen Baugrundgutachten erhält der Planer beispielsweise konkrete Angaben der erforderlichen Abmessungen von Fundamentstreifen oder Dicke der Bodenplatte.
  8. Qualitätsmerkmal: Hinweise für den Erdbauer
    Detaillierte Vorgaben zur Herstellung und zum Vefüllen von Gräben, Gruben und des Arbeitsraumes erleichtern dem Erdbauer erheblich seine Arbeiten.
  9. Qualitätsmerkmal: Angaben zur Baugrube
    Die Vorgaben zur Herstellung der Baugrube werden gemäß DIN 4124 erstellt. Dabei werden die Schwerpunkte auf eine notwendige Verbauung beziehungsweise Sicherung der Baugrubenwände und Böschungen gelegt.
    Eine Dimensionierung der Verbaumaßnahme würde in einem gesonderten Bericht behandelt werden.
    Weiter geben Anmerkungen für die Befahrung des Baugrundes sachdienliche Hinweise für die ausführenden Firmen.
  10. Qualitätsmerkmal: Angaben zur Versickerung von Niederschlagswasser
    Bei den heutigen Bauwerken spielt immer mehr die Versickerung von Niederschlagswässern eine Rolle. Eine grobe Abschätzung der Sickerfähigkeit des anstehenden Boden erfolgt nach Literaturangaben.
    Benötigen Sie belastbare Angaben, können diese anhand von Korngrößenverteilungen im Labor  oder mit Versickerungsversuchen nach DIN 19682-7 (Doppelring-Infiltrometer) ermittelt werden.
  11. Qualitätsmerkmal: Schadstoffuntersuchungen im Boden
    Bei den Bohrarbeiten werden die Bodenproben optisch und organoleptisch angesprochen. Sind Auffälligkeiten vorhanden, ist eine Analyse des Bodenmaterials als sinnvoll anzusehen.
    Mit den dann vorliegenden Untersuchungsergebnissen kann dann für die Aushubmassen frühzeitig der Verwertungsweg bestimmt werden.
  12. Qualitätsmerkmal: Betrachtung der Kampfmittelsituation
    Hier finden Sie allgemeine Hinweise zur Kampfmittelsituation und Kontaktdaten von Fachfirmen zur Erkundung des Baugrundstückes auf Kampfmittel.
  13. Qualitätsmerkmal: Hinweise auf bergbauliche Einflüsse:
    Allgemeine Angaben zu bekannten historischen, beziehungsweise aktuellen bergbaulichen Aktivitäten, werden in diesem Kapitel abgehandelt.
  14. Qualitätsmerkmal: Allgemeine Hinweise
    Hier gebe ich dem Bauherrn und den ausführenden Fachfirmen noch weitere Hinweise und Empfehlungen zur Bauausführung und weise auf eventuell notwendige Kontrollprüfungen hin.

Diese 14 Qualitätsmerkmale für ein hochwertiges Baugrundgutachten geben Ihnen einen Überblick über die relevanten Themen beim Bau eines Wohnhauses.

Benötigen Sie ein Baugrundgutachten für größere Bauvorhaben, erweitert sich auch der Untersuchungsumfang. Dabei können zusätzliche Rammsondierungen eingesetzt und verschiedene Bodenparameter im Bodenlabor ermittelt werden.
Die Gründungsvorschläge sind dann den projektbezogenen Gegebenheiten angepasst und werden durch Setzungs- und Grundbuchberechnungen erweitert.

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