Bebauungspläne gegen Schottergärten
Schottergärten sind für immer mehr Hausbesitzer schick und vor allem einfach zu pflegen.
Für Fans des Landschafts- und Naturschutzes aber zunehmend ein Dorn im Auge.
Auch wenn diese bei uns einfach "Schottergarten" genannte Gartengestaltung an einen Zen-Garten mit Minimalismus in Perfektion erinnert, sind Sie zunehmend auch den Kommunalverwaltungen ein Dorn im Auge.
Eigentlich sind diese Gärten im Südwesten ja verboten, trotzdem sieht man sie gerade in Neubaugebieten immer öfter.
Als eine der ersten Kommunen schreibt nun die Stadt Achern im Ortenaukreis (Baden-Württemberg) ein Verbot in die Bebauungspläne.
Bereits Ende Juli 2020 hat der Baden-Württembergische Landtag in seiner Novelle des Landesnaturschutzgesetzes das Verbot von Schottergärten noch einmal verschärft: In Paragraf 9 der Landesbauordnung (LBO) steht schon seit Jahren: "Die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke müssen Grünflächen sein". Allerdings erlaubt der Gesetzgeber geringe Mengen an Kies bzw. Schotter weiterhin, z.B. als "eng umgrenztes gestalterisches Merkmal". Ein wichtiges Merkmal zur Beurteilung ist, wie diese Flächen im Kontext mit den Restflächen des Grundstückes stehen.
"Ich kann vom Bauherren keinen Gestaltungsplan für den Garten verlangen", so Michael Gegg-Seidler, Leiter des Fachgebiets Baurecht in der Acherner Stadtverwaltung, aber der Paragraph 9 der LBO bzw. die Vorgaben eines entsprechenden Bebauungsplanes sind trotzdem zu beachten.
Der Naturschutzbund (NaBu) bewertet die Schottergärten überwiegend negativ. "Mit den Schottergärten wird ein enormes Potential verschleudert", so der Biologe Martin Klatt. Allen voran sieht er das Problem der mangelnden Artenvielfalt. Dazu kommt aber auch noch, dass sich diese Gärten viel schneller und stärker aufheizen - quasi eine Heizung vor dem Haus zusätzlich. Gerade im Sommer wohl eher kontraproduktiv zur gewünschten Kühle.
Und pflegeleicht sind diese Form der Gärten auch meistens nicht, es sei denn, man setzt die Giftspritze mit entsprechenden Mengen ein. Denn Gräßer und Kräuter finden schnell den Weg selbst durch unwegsamsten Schotterbelag. Wer kennt sie nicht, die Pflanzen, die sich erfolgreich selbst durch einen asphaltierten Belag kämpfen.
Allerdings bevorzugen sowohl Behörden als auch Umweltschützer Aufklärung statt Verbote. So hat z.B. Der LandesNaturschutzVerband (LNV) Baden Württemberg die Broschüre "Versteinerte Gärten: Wie Schottergärten Pflanzen, Tieren und dem Kleinklima schaden" herausgegeben, welcher in der ersten Auflage schnell vergriffen war.
Erfreulich ist auch, das immer mehr Bauherren zu diesem Thema sensibilisiert werden können.
Außerdem können oftmals mit wenig Aufwand ein naturfreundlicher Garten geschaffen werden. So können z.B. in die Steine ein Gemisch aus gütegesichertem Kompost und Sand eingearbeitet werden. Werden dann Kartäusernelke, Mauerpfeffer und Hornklee eingesät und mit Stauden wie dem Natternkopf kombiniert, ergibt dies eine „pflegearme Fläche“, die auch Umwelt-Belangen gerecht werde. Dies schafft für das Auge ein tolles Bild und im Sommer für die Hauswand mehr Kühle.
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